Donnerstag, 16. August 2007
die Toilettengeschichte
bender_1979, 01:04h
Nach den ersten kurzen Eindrücken, die ich in den letzen 14 Tagen hier gesammelt habe, möchte ich nun über ein sehr brisantes Thema berichten. Öffentliche Toiletten im Land des Lächelns, bei denen einem schon mal das Lächeln vergehen kann. Die Geschichte beginnt mit einem Frühstück im Hotel. Mein Blick fällt auf ein Stück rohe Paprika auf meiner Gabel und ich erinnere mich an einen Satz aus einem Prospekt der WHO: "boil it, peel it or forget it". "Hab Dich nicht so! Die essen es ja schließlich auch. Außerdem ist das Hotel nicht das schlechteste und man sollte meinen, dass auch hier im Gastronomiegewerbe Mindestanforderungen an die Hygiene gestellt werden. Also, denk an die Vitamine und runter damit." So dachte und machte ich es. Mein Handy klingelt, das Taxi fährt vor, der Kollege begrüßt mich und wir machen uns auf den Weg zum Busbahnhof von wo aus ich meine erste Dienstreise antrete. In der Wartehalle des Busbahnhofs kam was kommen musste. Mein Bauchgefühl (bitte wörtlich nehmen) kündigte einen länger andauernden Toilettenbesuch an. Es war noch genug Zeit - also los. Die Toilette war schnell gefunden und ich betrat den Raum mit Rinne und Kabinen. Mit einem Blick in die KabiNEN - die erste war besetzt und die Tür offen - kam die Ernüchterung. Wieder ein Rinne, wobei man links und rechts einen Fuß aufsetzen und eine ziemlich unbequeme Position einnehmen muss. Es war nichts zu machen, auch nicht mit Vernunft und Überwindung. Also dachte ich mir, 2 Stunden Busfahrt sind auszuhalten. An dieser Stelle sei bemerkt, das mich meine, für Mitteleuropäer typischen, übertriebenen Ansprüche an Sauberkeit und Ordnung in eine noch viel schlimmere Situation brachten.
Auf der Fahrt kamen dann stoßweise die Anfälle. Nach 30 Minuten, danach schon nach 20 und so weiter. Es klingt ja immer ein wenig theatralisch, aber dennoch war die letzte halbe Stunde wohl die längste meines Lebens. Der letzte Muskel, auf dem die gesamte Last und Verantwortung lag die Katastrophe zu verhindern, schmerzte.
Am Zielort angekommen, einer kleinen Stadt in der Provinz, blieb mir nur noch wenig Zeit die lokale Örtlichkeit aufzusuchen, während mein Kollege so freundlich war sich um unser Gepäck zu kümmern. Ich war schon am Rande der Ohnmacht, deshalb kann ich die Geschichte an diesem Punkt nicht mehr so farbenfroh wiedergeben. Ich weiß aber noch, dass das Gefühl gleichermaßen das befreiendste und ekelhafteste war, das ich je hatte. Vorgefunden habe ich das gleiche wie am Busbahnhof zuvor - aus konstruktiver Sicht, hygienisch lagen dazwischen Welten. Diesmal war aber die Rinne lediglich ein Loch und die Tür, wenn es denn eine gab, nicht abschließbar.
Ich wollte duschen und meine Kleidung verbrennen.
Auf der Fahrt kamen dann stoßweise die Anfälle. Nach 30 Minuten, danach schon nach 20 und so weiter. Es klingt ja immer ein wenig theatralisch, aber dennoch war die letzte halbe Stunde wohl die längste meines Lebens. Der letzte Muskel, auf dem die gesamte Last und Verantwortung lag die Katastrophe zu verhindern, schmerzte.
Am Zielort angekommen, einer kleinen Stadt in der Provinz, blieb mir nur noch wenig Zeit die lokale Örtlichkeit aufzusuchen, während mein Kollege so freundlich war sich um unser Gepäck zu kümmern. Ich war schon am Rande der Ohnmacht, deshalb kann ich die Geschichte an diesem Punkt nicht mehr so farbenfroh wiedergeben. Ich weiß aber noch, dass das Gefühl gleichermaßen das befreiendste und ekelhafteste war, das ich je hatte. Vorgefunden habe ich das gleiche wie am Busbahnhof zuvor - aus konstruktiver Sicht, hygienisch lagen dazwischen Welten. Diesmal war aber die Rinne lediglich ein Loch und die Tür, wenn es denn eine gab, nicht abschließbar.
Ich wollte duschen und meine Kleidung verbrennen.
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todd_flanders,
Donnerstag, 16. August 2007, 06:29
Boil it, peel it or forget it....
...diesen Satz las ich letztens auch in einer Broschüre, als ich auf meine Impfung wartete.
Ja, eine weltmeisterliche Leistung deines, wohl in dieser Zeit wichtigsten Muskels, der die Katastrophe verhinderte.
Dann solltest Du vielleicht die Rennaissance der Keramik, zur hygienischen Nutzung, einleuten und ein Telefongespräch mit Villeroy&Boch nicht zu lange hinauszögern.
Ich habe mit Dir gelitten, schon via Skype konnte ich jede Einzelheit nachvollziehen. Die Nachlese eben vollzog sich beinahe dramatisch.
Beste Jrüße ins Land der Mitte
Todd F.
Zeit: 22:29 (GMT+1)
Ja, eine weltmeisterliche Leistung deines, wohl in dieser Zeit wichtigsten Muskels, der die Katastrophe verhinderte.
Dann solltest Du vielleicht die Rennaissance der Keramik, zur hygienischen Nutzung, einleuten und ein Telefongespräch mit Villeroy&Boch nicht zu lange hinauszögern.
Ich habe mit Dir gelitten, schon via Skype konnte ich jede Einzelheit nachvollziehen. Die Nachlese eben vollzog sich beinahe dramatisch.
Beste Jrüße ins Land der Mitte
Todd F.
Zeit: 22:29 (GMT+1)
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extrabeat,
Donnerstag, 16. August 2007, 23:12
noch 'ne Toilettengeschichte
Wie angedroht, hier eine selbst erlebte kleine Anekdote:
Mich ereilte im Land des ewigen Lächelns eine ähnliche Begegnung mit einem Keramikloch im Toilettenboden. Es trug sich zu, dass ich mit den zwei Kadetten in Ningbo (sollte es Dich mal dorthin verschlagen, prost Mahlzeit) in einer ziemlich kleinen Spelunke, in welche uns der Agent geschleppt hatte, bei sehr teurem Bier versackte. Während das 5 $ pro Flasche teure einheimische Reisgebräu sich den Weg durch meine Gedärme bahnte, ließ es sich trotz größter Willensanstrengungen (es wurde auch der besagte Lebensrettermuskel auf eine harte Belastungsprobe gestellt) nicht vermeiden, dass zu fortgeschrittener Stunde der dortige Abort aufzusuchen war. Da das Etablissement wirklich sehr klein war, gab es auch nur ein stilles Örtchen. Der hygienische Gesamtzustand dieser Hochschule (Erklärung folgt) sorgte dafür, dass sich die beiden Sorgenfalten zwischen meinen Augenbrauen nun endgültig in meine Gesichtszüge einprägen sollten. Mein Blick schweifte nun vom Waschbecken nach rechts um die Nasszelle vollends zu erkunden. Dort wo meine Erfahrung den heiligen Gral der Erleichterung vermutete, war nichts weiter als übel riechender, abgestandener Toilettenmief. Etwas irritiert, orientierte sich mein Blick nach unten - da klaffte, eingerahmt von grünlich-bräunlich verschmierter Keramik ein simples Loch. Für die Füße gab es zwei um etwa zwei Zentimeter erhabene und leicht geriffelte Podeste. Ooooha!
Es folgten etwa fünf Sekunden des Sammelns, ich legte mir den Vollstreckungsplan zurecht.Meine noch leicht zittrige Hand suchte an der nur anzulehnenden Tür vergeblich nach einem Verriegelungsmechanismus. Es wird schon keiner kommen!
Ein Glück musste ich nicht die Kronjuwelen über den Höllenschlund hängen lassen. Ich stellte mich in gebührendem Sicherheitsabstand vor das gähnende Schwarz. Die Hand, welche ich noch sauber wähnte, leistete die Führungsarbeit (ob ich im Falle eines größeren Geschäftsabschlusses jedoch so geistesgegenwärtig noch meine Hose in die Kniekehlen geklemmt hätte, ich wage es zu bezweifeln).
Mit einem schnellen Seitenblick in den halbblinden Spiegel konnte ich mich von meiner aschfahlen Gesichtsfärbung überzeugen. Die nackte Neonbeleuchtung tat das Ihrige zur gespenstischen Szenerie. Schnell raus - mit dem Fuß die Tür aufgestoßen und ich konnte weiter versuchen unseren halsabschneiderischen Wirten das Meiern beizubringen.
In freudiger Erwartung weiterer kreativer Ergüsse angefüllt mit Schilderungen aus Deinem neuen, bunten und aufregenden Leben.
Georg
P.S. Sannas Idee mit dem Klopapier finde ich gut. Eine 250 Blatt lange, 4-lagige Lebensversicherung (wenn Du Glück hast mit Delfinen drauf)
Ach ja, hier die Erklärung warum jedes Klo eine kleine Hochschule ist (von einem Alster-Kapitän):
"Als Schietbüddel gehste rin un als Geleerter kommste wieder rut!"
Und hier ganz brandaktuell ein entsprechender Warnhinweis an der Tür einer chinesischen Toilette, damit erst gar keine falschen Erwartungen geweckt werden:
Mich ereilte im Land des ewigen Lächelns eine ähnliche Begegnung mit einem Keramikloch im Toilettenboden. Es trug sich zu, dass ich mit den zwei Kadetten in Ningbo (sollte es Dich mal dorthin verschlagen, prost Mahlzeit) in einer ziemlich kleinen Spelunke, in welche uns der Agent geschleppt hatte, bei sehr teurem Bier versackte. Während das 5 $ pro Flasche teure einheimische Reisgebräu sich den Weg durch meine Gedärme bahnte, ließ es sich trotz größter Willensanstrengungen (es wurde auch der besagte Lebensrettermuskel auf eine harte Belastungsprobe gestellt) nicht vermeiden, dass zu fortgeschrittener Stunde der dortige Abort aufzusuchen war. Da das Etablissement wirklich sehr klein war, gab es auch nur ein stilles Örtchen. Der hygienische Gesamtzustand dieser Hochschule (Erklärung folgt) sorgte dafür, dass sich die beiden Sorgenfalten zwischen meinen Augenbrauen nun endgültig in meine Gesichtszüge einprägen sollten. Mein Blick schweifte nun vom Waschbecken nach rechts um die Nasszelle vollends zu erkunden. Dort wo meine Erfahrung den heiligen Gral der Erleichterung vermutete, war nichts weiter als übel riechender, abgestandener Toilettenmief. Etwas irritiert, orientierte sich mein Blick nach unten - da klaffte, eingerahmt von grünlich-bräunlich verschmierter Keramik ein simples Loch. Für die Füße gab es zwei um etwa zwei Zentimeter erhabene und leicht geriffelte Podeste. Ooooha!
Es folgten etwa fünf Sekunden des Sammelns, ich legte mir den Vollstreckungsplan zurecht.Meine noch leicht zittrige Hand suchte an der nur anzulehnenden Tür vergeblich nach einem Verriegelungsmechanismus. Es wird schon keiner kommen!
Ein Glück musste ich nicht die Kronjuwelen über den Höllenschlund hängen lassen. Ich stellte mich in gebührendem Sicherheitsabstand vor das gähnende Schwarz. Die Hand, welche ich noch sauber wähnte, leistete die Führungsarbeit (ob ich im Falle eines größeren Geschäftsabschlusses jedoch so geistesgegenwärtig noch meine Hose in die Kniekehlen geklemmt hätte, ich wage es zu bezweifeln).
Mit einem schnellen Seitenblick in den halbblinden Spiegel konnte ich mich von meiner aschfahlen Gesichtsfärbung überzeugen. Die nackte Neonbeleuchtung tat das Ihrige zur gespenstischen Szenerie. Schnell raus - mit dem Fuß die Tür aufgestoßen und ich konnte weiter versuchen unseren halsabschneiderischen Wirten das Meiern beizubringen.
In freudiger Erwartung weiterer kreativer Ergüsse angefüllt mit Schilderungen aus Deinem neuen, bunten und aufregenden Leben.
Georg
P.S. Sannas Idee mit dem Klopapier finde ich gut. Eine 250 Blatt lange, 4-lagige Lebensversicherung (wenn Du Glück hast mit Delfinen drauf)
Ach ja, hier die Erklärung warum jedes Klo eine kleine Hochschule ist (von einem Alster-Kapitän):
"Als Schietbüddel gehste rin un als Geleerter kommste wieder rut!"
Und hier ganz brandaktuell ein entsprechender Warnhinweis an der Tür einer chinesischen Toilette, damit erst gar keine falschen Erwartungen geweckt werden:

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